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Ein Zaun, der verbindet

Zäune kennzeichnet normalerweise eine Grenze. Es gibt sie aus Holz, Metall oder Kunststoff. Doch sie haben eins gemeinsam, sie sollen Menschen davon abhalten, unerlaubt ein Grundstück oder eine bestimmte Fläche zu betreten. In Wolfen-Nord, einem Stadtteil von Bitterfeld-Wolfen, wurde während des Lockdowns dieses Symbol der Abgrenzung jedoch zum kreativen Kommunikationsmittel für die Nachbarschaft umfunktioniert. Mit der Einführung der Abstandsregeln war für mehrere Wochen auch die Schließung sozialer Einrichtungen verbunden. Die ehrenamtlichen Bildungs- und Familienpat: innen, Freiwilligenkoordinator:innen und Kooperationspartner des Vereins pa©kt´s an ließen sich von den veränderten Arbeits- und Lebenssituationen und den Einschränkungen sozialer Kontakte nicht entmutigten und suchten nach einer Antwort auf die Frage:

Wie gelingt es, miteinander in Kontakt zu bleiben und füreinander da zu sein, trotz Kontaktbeschränkungen?

Inspiriert von Gabenzäunen in anderen Städten, entstand im pa©kt´s an - Team der Plan für eigene Goodie Bags: Beutel für die Familien, Kinder und Jugendlichen aus dem Stadtteil, gefüllt mit kleinen Aufmerksamkeiten und kreativen Aktionen zur Gestaltung des Familienalltags, die zugänglich am Zaun des örtlichen Jugendclub 83 aufgehängt werden sollten. Alle Beteiligten sammelten Ideen, tauschten sich über digitale Kanäle aus und bestimmten so den Inhalt der Beutel. pa©kt´s an e. V. stellte die Materialien zur Verfügung, die anschließend gepackt und zu einer abgestimmten Zeit an den Zaun gehängt wurden. Über soziale Medien und Pressemitteilungen wurden Jugendliche, Familien und Unterstützer: innen eingeladen, die Goodie Bags abzuholen, die Inhalte zu erproben und die Ergebnisse, beispielsweise gemalte Bilder oder gelöste Rätsel einzusenden.

"Mit dem Lockdown veränderte sich das Miteinander völlig. Die direkte Beziehungsarbeit wandelte sich in digitale Kommunikation. Diese scheiterte teilweise an den finanziellen Möglichkeiten der Familien. Der Kontakt am Zaun über die Goodie Bags vermittelte den Familien das Gefühl von Nähe und signalisierte: Wir sind trotz Abstand für euch da!", erzählt Steffi Hauck, Freiwilligenkoordinatorin beim pa©kt´s an e. V. Sie berichtete darüber hinaus von den durchweg positiven Reaktionen von Presse, Politik, Verwaltung und Anwohner:innen: "Die Menschen im Stadtteil sind sich nähergekommen."

Ehrenamtliches Engagement und die Flexibilität der hauptamtlichen Mitarbeiter: innen wurde wahrgenommen. Die Rückläufe aus den Goodie Bags, Kommentare in Sozialen Medien oder vermehrte Sachspenden von Bürger:innen sind beachtenswerte Indikatoren für die Wirkung. „Mit den Büchern, Spielen und Kisten voller Bastelmaterialien konnten wir auch nachfolgende Aktionen ausbauen“, so Hauck.

Die Beziehungsarbeit der ehrenamtlichen Bildungs- und Familienpat:innen ist gemeinsam mit den hauptamtlichen Kooperationspartner:innen trotz Abstand gelungen. Der Gabenzaun in Wolfen-Nord hat sich als Kommunikationsmedium etabliert und wird nach der Wiedereröffnung weitergenutzt, um auf Mitmachaktionen im Stadtteil hinzuweisen. Entscheidend dafür waren zum einen die vertrauensvollen Beziehungen zu den Familien in der Nachbarschaft, in deren Entstehung und Pflege schon im Vorfeld viel Engagement geflossen ist. Zum anderen der Wille aller Beteiligten miteinander in Kontakt zu bleiben oder zu kommen.

Einige Schwierigkeiten ergaben sich im Umgang mit den digitalen Kommunikationsmöglichkeiten, die erprobt und eingeübt werden mussten. Hier gilt es nachzusteuern und Qualifizierungsangebote für Haupt- und Ehrenamtliche, aber auch für die Nutzenden zu entwickeln und einzurichten.

Kontakt

Kirchstr. 15
06749 Bitterfeld-Wolfen | OT Bitterfeld

+49 3493 929-8923
packtsan(at)gmail.com