Schon vor den offiziellen Eindämmungsmaßnahmen war in der Geschäftsstelle des Landesheimatbundes (LHB) über das Virus gesprochen worden. Da ging es noch um Arbeitsschutz. Der Gedanke, dass über Monate alle Veranstaltungen ausfallen sollten, war fern. Dann sprach die Bundeskanzlerin von der größten Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg und unser aller (Arbeits-)Leben änderte sich schneller, als es die meisten für möglich gehalten hatten.
Die Krise gut zu meistern, hieß jetzt die Aufgabe. Trotz Homeoffice blieb die Geschäftsstelle des Landesheimatbundes dank Rufweiterleitung auf Empfang. Und die Telefone standen kaum noch still. Neben der Trauer um all das Schöne, das nun ausfiel, kristallisierte sich in den Gesprächen rasch das häufigste Problem der Mitgliedsvereine heraus: Die erheblichen Einnahmeverluste führten in den meisten Fällen zwar nicht zu akuten Existenzkrisen – aber auch die gab und gibt es – wohl aber zu der bitteren Einsicht, dass die gegenwärtigen Einschränkungen häufig auch künftige Vorhaben vereiteln würden.
Und trotzdem: Die Krise gut zu meistern, galt auch den Vereinen im Land als neues Ziel. Staatliche Hilfsprogramme wurden aufgelegt. Und mancher Verein erhielt tatsächlich die dringend benötigte Unterstützung. Für die meisten aber bedeutete die Pandemie zunächst vor allem eines: Stillstand. Was ließ sich noch tun, wenn man sich nicht mehr nahekommen, ja, die Wohnung, das Haus nicht ohne triftigen Grund verlassen durfte? In den Wohnhäusern der Städte boten Engagierte durch freundliche Briefe Unterstützung beim Einkaufen an. In den ländlichen Räumen standen die Vereine bereit und übernahmen diese Aufgabe. Wie groß die Solidarität, die Bereitschaft war, denen zu helfen, die Hilfe benötigten, wird einmal zu den guten Erfahrungen dieser Zeit gezählt werden. Und Liegengebliebenes ließ sich nun endlich einmal erledigen. Vom Aufräumen und Ordnen, Einscannen und Reparieren lasen wir oft in den Berichten, die uns erreichten. Manches Vereinsarchiv dürfte von der Krise also durchaus profitiert haben.
Doch lassen wir uns nicht täuschen: Die Auswirkungen der Pandemie auf das kulturelle und soziale Leben waren und bleiben katastrophal. Die Gelder, die im Frühjahr nicht eingenommen wurden, fehlen. Und es ist nicht wahrscheinlich, dass sie ersetzt werden können. Der LHB setzt sich dafür ein, dass die Kulturförderung möglichst aufgestockt wird und die Regeln für notwendige Eigenanteile flexibler gehandhabt werden. Aber die ökonomische Seite ist ohnehin nur ein Aspekt. Denn Antrieb und Lohn für alles Engagement liegen am Ende im Miteinander, in der Begegnung und der gemeinsamen Freude über ein erfolgreiches Vorhaben. All das war nicht möglich und deshalb sind der LHB, seine Mitgliedsvereine, ist die Gesellschaft längst ärmer geworden.
Bleibt die Entdeckung der digitalen Kommunikation: Der LHB darf sich zu Gute halten, dass er dieses Feld schon länger bestellt. Das Sachsen-Anhalt-Journal gibt es auch online, die Zahl der Newsletter-Abonnent:innen wächst und alles, was uns sonst noch wichtig ist, wird gepostet und geteilt auf Facebook, Twitter und Instagram. Auch Dienstberatungen lassen sich als Videochat abhalten. In den Nachrichten war von Handyführungen durch Afrikas Nationalparks die Rede, von gestreamten Wohnzimmerkonzerten und vielem anderen, das erprobt wurde – notgedrungen. All das wäre auch vor der Krise schon möglich gewesen. Allein, solche Formate entpuppten sich in den meisten Fällen als Surrogat, als eben nicht vollwertiger Ersatz. Das ist tatsächlich ein positiver Aspekt der Krise: Das Wissen über all das, was möglich ist. Eine digitale Vereinssprechstunde zu kleineren Themen ist sinnvoll. Niemand muss dafür erst stundenlang durch Sachsen-Anhalt fahren. Deshalb bleibt der LHB hier am Ball. Es hat sich aber auch gezeigt, was nicht funktioniert. Ein Vernetzungstreffen oder eine Tagung ausschließlich digital durchzuführen, nur weil es technisch möglich ist – das wird man auch künftig ablehnen dürfen, weil es gerade auf das ankommt, was in der Krise schmerzlich vermisst wird: das Miteinander, die Begegnung von Angesicht zu Angesicht.
Der Kommentar erschien zu erst im Sachsen-Anhalt-Journal, Ausgabe 2/2020.
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Quelle: Sachsen-Anhalt-Journal "Trotz Virus: Verbandsarbeit und Engagement im Frühjahr 2020.", Ausgabe 2/2020
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